Donnerstag, März 23, 2023
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Eine mögliche Bargeldabschaffung – Wer würde profitieren?

Bargeld scheint in unserer digitalen Gesellschaft zunehmend ausgedient zu haben. Dabei stellt sich die Frage, welche Vorteile eine bargeldlose Gesellschaft bieten würde? In der letzten Zeit konnten vor allem die Befürworter der bargeldlosen Gesellschaft Boden gutmachen. Welche Gründe sprechen eigentlich für eine und welche gegen eine Abschaffung des Bargelds?

Wer befürwortet die Abschaffung von Bargeld?

Bereits in der Vergangenheit wurde die Abschaffung des Bargelds kontrovers diskutiert. Peter Bofinger, einer der fünf Wirtschaftsweisen, hat sich für eine Abschaffung des Bargelds ausgesprochen. Laut den Aussagen des Wirtschaftsexperten sind Münzen und Geldscheine ein Anachronismus vergangener Generationen. In einem Interview mit „Der Spiegel“ gab der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg zu verstehen, dass moderne technische Lösungen klare Vorteile bieten. Dabei war dies nicht der erste Vorstoß eines Fachexperten, denn vor allem US-Ökonomen empfahlen die Abschaffung des analogen Geldes. Renommierte Vertreter dieses Ansatzes sind etwa Larry Summers – ein früherer Finanzminister – und Kenneth Rogoff. Des Weiteren deutet ein Dokument des IWF-Analysten Alexej Kireyev an, dass der Internationale Währungsfonds die langfristige und vor allem heimliche Abschaffung des Bargelds plane.

Welchen Mehrwert würde die Abschaffung von Bargeld bieten?

Eine bargeldlose Welt würde einige praktische Vorteile nach sich ziehen. In der Theorie finden allerdings vor allem zwei Theorien Anwendung.

Bargeld im Rahmen illegaler Geschäftstätigkeiten

Einerseits werde Bargeld vorwiegend im Rahmen illegaler Geschäfte benutzt. Die Staaten müssen noch immer gegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung kämpfen. Zudem setzen kriminelle Organisationen oftmals auf Bargeld, um eine Nachverfolgung durch die Behörden zu vermeiden. Ohne Bargeld wäre ein solches Vorgehen schwieriger. Allerdings bieten die Kryptowährungen, welche in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebten, eine Alternative zur anonymen Transferierung von Werten. Der zweite entscheidende Grund zur Abschaffung des Bargelds spiegelt sich in der Geldpolitik der Zentralbanken wider.

In letzter Zeit sorgte vor allem die Terrormiliz IS für eine rege Diskussion der Bargeldabschaffung. Laut Experten könnte eine Abschaffung des physischen Geldes eine Zerschlagung dieser Extremistengruppierung nach sich ziehen. Entkräftet wird diese Theorie durch das Aufkommen von Kryptowährungen, denn die entsprechenden Extremistengruppierungen würden sich mittlerweile über kryptografische Währungen finanzieren.

Die Rolle des Bargelds bei der Geldpolitik

Der zweite Einflussfaktor verdeutlicht sich im Rahmen der Geldpolitik der Zentralbanken. Im Grunde basiert die Geldpolitik nicht auf dem Bargeld, sondern auf dem sogenannten Buchgeld. Hierbei handelt es sich um Geld, welches in Form von Sichteinlagen und Krediten zur Verfügung steht. Basierend auf der Quantitätstheorie können Zentralbanken die Geldmenge mithilfe des Leitzins steuern. Dieser Mechanismus soll dazu beitragen, dass die Inflation innerhalb des Zielkorridors von nahezu zwei Prozent liegt.

Mittlerweile sind die Zinsen innerhalb des Euroraums auf einem Rekordtief, sodass der Leitzins der Europäischen Zentralbank negativ ist. Somit können die Banken das vorhandene Geld nur gegen Strafzinsen bei der EZB einlagern. Werden diese Kosten an die Konsumenten übertragen, könnte dies zum Entzug der Geldeinlagen führen. Das Geld wird somit in barer Form aufbewahrt und entgegen des geldpolitischen Ziels nicht in der Realwirtschaft investiert. Insgesamt begrenzt Bargeld somit die Steuerungsmöglichkeiten einer Zentralbank in Krisenzeiten.

Stellt die Bargeldabschaffung eine wirtschaftliche Debatte dar?

Auf politischer Ebene gab es bisher keine Diskussion über die Abschaffung des Bargelds. Dennoch verdeutlichen Länder wie Schweden oder die Niederlande, dass es einen Trend zur Abschaffung des Bargelds gibt. In diesen Ländern befindet sich die gesamte Gesellschaft auf einem nachhaltigen Weg zu Bargeldabschaffung. Insbesondere Zahlungs- und Kreditkartenanbieter können von dieser Entwicklung profitieren. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass die Kunden sehr transparent werden. In Dänemark müssen Tankstellen, Restaurants und Geschäfte mittlerweile kein Bargeld mehr akzeptieren. Auch in den Niederlanden verzichten zahlreiche Geschäfte auf die Zahlung per Bargeld. Neue Zahlungsdienste wie Apple Pay werden zudem den Trend zum bargeldlosen Bezahlen weiterhin vorantreiben.

Gründe gegen die Bargeldabschaffung

Viele Kritiker merken an, dass Bargeld mittlerweile nicht mehr das favorisierte Zahlungsmittel krimineller Organisationen ist. Stattdessen würden diese vermehrt auf Kryptowährungen zurückgreifen, da diese ein höheres Maß an Anonymität und Dezentralisierung aufweisen. Zudem wird dieses digitale Geld nicht von Zentralbanken ausgegeben und gesteuert. Des Weiteren merken Kritiker an, dass eine Abschaffung des Bargelds zu negativen Auswirkungen im Rahmen der Geldpolitik führen könnte. Die schlechte Strategie der Zentralbanken werde bei einer Abschaffung spürbarer und vor allem Sparer würden durch diesen Kurs belastet werden. Zudem hätten Sparer keine weitere Möglichkeit, um eine Zwangsentwertung der Einlagen zu verhindern.

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