Freitag, April 26, 2024
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Effektivverzinsung bei Krediten – was man darunter verstehen und wie dieser berechnet wird

Der Effektivzins (oder auch als effektiver Jahreszins bezeichnet) entspricht bei Geldgeschäften wie zum Beispiel Krediten jedem Zinssatz, den der Kreditnehmer für den Kredit bezahlen muss. Bei der Effektivverzinsung werden bei einem Darlehen sämtliche Erträge und Kosten in die Zinsberechnung mit eingeschlossen. Im Gegensatz zum Nominalzinssatz werden so nicht nur die tatsächlich zu entrichtenden Zinsen explizit aufgezeigt, sondern auch potenzielle Bearbeitungsgebühren oder weitere Erträge fließen in die Kalkulation der Zinsberechnung mit ein. Damit gibt der Effektivzins genau jenen Zins an, den der potenzielle Kreditnehmer schlussendlich effektiv für die Unterhaltung des entsprechenden Kredits zu zahlen hat. Nebst Kreditgeschäften kommt die Effektivverzinsung aber auch innerhalb der Investitionsrechnung wie zum Beispiel bei Festgeldanlagen oder bei Wertpapieren zum Einsatz. Innerhalb der nun folgenden Abschnitte soll die Thematik der Effektivverzinsung sowie deren Berechnung für den Leser einmal näher aufgezeigt werden.

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Berechnungsgrundlage, Leitzinsorientierung und Einsatzgebiete des Effektivzinses einmal aufgezeigt

Um dem Leser ein besseres Verständnis über die Thematik der Effektivverzinsung zu gewähren, sollen im Folgenden die Bereiche Berechnungsgrundlage, die Orientierung des Effektivzinses am Leitzins der Zentralbanken sowie verschiedene Einsatzgebiete einmal näher betrachtet werden.

So wird der Effektivzins berechnet

Am Beispiel eines Hauskredits soll die Berechnung des Effektivzinses einmal verdeutlicht werden. Der potenzielle Kreditnehmer entschied sich hier für einen Nettodarlehensbetrag in Höhe von 200.000 Euro, welcher für 20 Jahre Kreditlaufzeit bei Bank X beantragt werden soll. Als Sollzinssatz verlangt die Bank hierfür 1,50 Prozent pro Jahr. Dieser Zinssatz inkludiert jedoch bisweilen nicht alle weiteren, zulässigen Kreditkosten, die sich wie folgt, schildern:

  1. Grundbucheintragungsgebühren in Höhe von 2.750 Euro
  2. Kreditbearbeitungsgebühren in Höhe von 6.250 Euro
  3. Schätzgebühren in Höhe von 400 Euro
  4. Beurkundungsgebühren in Höhe von 500 Euro
  5. Legitimationsentgelt in Höhe von 25 Euro
  6. Bonitätsauskunftsentgelt in Höhe von 25 Euro

Zuzüglich zum Nettodarlehensbetrag in Höhe von 200.000 Euro kommen also nochmals Kosten und Gebühren in Höhe von insgesamt 9.950 Euro hinzu, die der Kreditnehmer ebenfalls im Rahmen seiner 20-jährigen Kreditlaufzeit zu tilgen hat. Daraus ergibt sich schlussendlich ein neuer Zinssatz, der Effektivzins, der im Vergleich zum 1,5-prozentigen Sollzinssatz dann 2,14 Prozent effektiver Jahreszins bedeutet.

Warum sich der effektive Jahreszins auch an den Zentralbanken orientiert

Die Höhe des effektiven Jahreszinses beeinflussen indirekt auch die jeweiligen Zentralbanken. Diese legen den Leitzins fest, bei dem es sich um den Zinssatz handelt, zu welchem sich die regulären Geschäftsbanken Geld bei den Zentralbanken beschaffen können. Je niedriger der Leitzins, desto niedriger ist häufig auch der effektive Jahreszins – und auch der etwaige Sollzins. Da der Effektivzins jedoch von einer Reihe weiterer Faktoren beeinflusst wird, die von Kreditfall zu Kreditfall recht individuell sind (am Beispiel Hauskredit), stellt die Höhe des Leitzinses nur eine von vielen Konstanten dar, die die Höhe des tatsächlichen Effektivzinses wirklich beeinflussen.

Alle Einsatzgebiete der Effektivverzinsung auf einen Blick

Die Effektivverzinsung ist vor allem für den Vergleich verschiedener Kredite relevant, da mit dieser eine tatsächliche Betrachtung aller im Rahmen eines Kredites anfallenden Kosten mit einbezogen werden können. Der Jahreseffektivzins gibt somit unterm Strich die Gesamtbelastung für den Kreditnehmer an und damit auch die tatsächliche Kreditrate, die für sein individuelles Budget relevant ist. Somit wird der effektive Jahreszins auch von Banken zu Veranschaulichung der Kosten ihrer Kreditprodukte eingesetzt. Je näher der effektive Jahreszins zum Sollzins der etwaigen Bank tendiert, desto weniger Kosten und Gebühren entstehen schlussendlich im Zusammenspiel mit dem Kredit. Ebenfalls eingesetzt wird die Effektivzinsberechnung im Rahmen der Investitionsrechnung. Hier dient der Effektivzins potenziellen Anlegern als wichtige Stütze zur Berechnung ihrer individuellen Rendite auf das eingesetzte Kapital. Beispielsweise entstehen im Rahmen einer Festgeldanlage oft auch Kosten für die Kontoführung sowie Beratungsgebühren, die den Sollzins negativ beeinflussen können. Der effektive Jahreszins liegt in diesem Fall unter dem jährlichen Sollzinssatz, da dieser um Kosten und Gebühren geschmälert wird und für den Anleger schlussendlich weniger Rendite bedeutet.

Fazit zum Thema der Effektivzinsberechnung

Für Kreditnehmer und Anleger ist der effektive Jahreszins ein herrliches Instrument zur Offenlegung der tatsächlichen Kreditkosten, beziehungsweise zur Bewertung der tatsächlichen Rendite einer Kapitalanlage. In jedem Fall sollte sich in Bezug auf den Jahreseffektivzins vor Kreditabschluss beim jeweiligen Kreditinstitut informiert werden. Denn auch, wenn der zu entrichtende Sollzins niedrig ist, muss dies im Umkehrschluss nicht auch für den effektiven Jahreszins gelten, der im Rahmen eines Kredites entrichtet werden muss.

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